Christian Springer ist Optimist: „Es ist erst Viertel nach elf. Denn inzwischen bin ich so alt, dass ich schon einige rechtsextreme Strömungen erlebt habe. Die sogenannten Wehrsportgruppen in den Siebzigerjahren, später die Republikaner und die DVU. Die Gefahr, die von ihnen ausging, wurde oft unterschätzt, aber die Gesellschaft war immer stark genug, dagegenzuhalten. Und wenn die AfD jetzt in einigen östlichen Bundesländern 30 Prozent erreicht, müssen wir eben die 70 Prozent mobilisieren, die sie nicht wählen, und das ist eine fette Mehrheit.“
Rund 150 Personen dieser „fetten Mehrheit“ waren am vergangenen Samstag dem Aufruf des Aktionsbündnisses „Pasing ist bunt“ gefolgt, um vor den Pasing Arcaden ein Zeichen für „Menschlichkeit und Vielfalt“ zu setzen und dem aus Funk und Fernsehen bekannten Kabarettisten und Aktivisten zuzuhören. Dem Bündnis war es dabei wichtig ein positives Signal zu setzen. Versammlungsleiter Raoul Koether, Migrationsbeauftragter im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing, betonte in seiner Eröffnungsrede: „Die Vielfalt und Menschlichkeit, die Pasing prägen, machen unseren Stadtteil zu einem Ort, an dem jeder willkommen ist und Gemeinschaft lebendig wird.“ Die Beauftragte gegen Rechtsextremismus im Bezirksausschuss, Dr. Constanze Söllner-Schaar, ergänzte: „Als Politiker und Ärztin wünsche ich mir, dass Barmherzigkeit unser Handeln leitet. Barmherzigkeit heißt, sein Herz zu öffnen und die Not anderer Menschen wahrzunehmen und entsprechend zu handeln.“
Damit leitete sie zum Hauptredner Christian Springer über, der seit 2012 mit seinem Verein „Orienthelfer“ vielen Menschen durch Unterstützungsprojekte in Syrien und im Libanon geholfen hat. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Christian Springer aber auch mit der Frage: Ist unsere Demokratie in Gefahr? Die Antwort Springers darauf war eindeutig: „Wehret den Anfängen! Wenn jemand sagt, Parteien, wie die AfD, hätten auch gute Ansätze, dem entgegne ich: Wer mit den Rechten mitläuft, der bekommt braune Flecken.“ Es sei längst an der Zeit, so Springer, dass die „schweigende Mehrheit“ den Mund aufmacht – gegen die wenigen Lauten, gegen die Rechtsextremen, die sich als vermeintliche Mitte der Gesellschaft gerieren, unsere Demokratie gefährden und „das Land versauen“. Nicht predigen, sondern vorleben, heißt seine Botschaft, und bedankte sich dabei ausdrücklich bei den Teilnehmer:innen der Veranstaltung für ihr kommen.
Mitorganisatorin Sandra Zerbin nahm dies auf und lud herzlich ein, sich bei „Pasing ist bunt“ zu engagieren: „Machen Sie mit bei uns. Alle Informationen finden Sie im Netz auf unserer Homepage pasingistbunt.de“.