Am 20. August 1934 starb der Pasinger SPD-Stadtrat und Landtagsabgeordnete Hans Nimmerfall in Pasing an den Folgen der Lagerhaft im KZ Dachau. Dorthin verschleppten ihn die Nazis nach der Machtergreifung, schlugen ihn, folterten ihn und zwangen den damals 60-jährigen zu schwerster körperlicher Arbeit, die ihn psychisch und physisch zu Grunde richtete.
Für Nimmerfall, nach dem bereits seit 1945 ein Straße in Pasing benannt ist, wurde nun ein Erinnerungszeichen an seiner vormaligen Wirkungsstätte, dem Alten Pasinger Rathaus in der Bäckerstraße, in dem heute die Münchner Volkshochschule sitzt, angebracht.
Hans Nimmerfall wurde am 25. Oktober 1872 in München geboren und war das erste von 14 Kindern. Nimmerfall absolvierte eine Schreinerlehre und arbeitete danach als Handwerksgeselle in München. Im Jahr 1895 heiratete er Christine Schultmayer, mit der er sechs Kinder bekam. 1903 zog die Familie nach Pasing. Nimmerfall trat 1897 in die SPD ein und wurde 1900 zum Mitglied des Bezirksvorstands der SPD Südbayern gewählt. 1908 wurde er zum Bezirksparteisekretär ernannt. Im Jahr 1912 zog Nimmerfall in den Bayerischen Landtag ein, dem er bis 1920 und erneut zwischen 1924 und 1928 angehörte. In Pasing, das damals noch eine eigenständige Stadt war, gehörte er seit 1906 dem Kollegium der Gemeindebevollmächtigten an und war zwischen 1911 und 1933 Stadtrat. Nimmerfall war zudem seit 1912 Vorsitzender der dortigen Baugenossenschaft und setzte sich insbesondere für den Wohnungs- und Siedlungsbau für Arbeiter:innen ein. Insgesamt entstanden bis 1933 30 Häuser mit 242 Wohnungen.
In Vertretung des Münchner Oberbürgermeisters, Dieter Reiter, würdigte Stadträtin Julia Schönfeld-Knor das Wirken Nimmerfalls für die Stadt Pasing, ihre Bewohner:innen und die Demokratie und mahnte: „Der Einsatz von Hans Nimmerfall ist uns eine Mahnung, der aufkommenden Bedrohung unserer Demokratie von Rechts entgegenzutreten“ und schloss ihre Rede mit dem traditionellen Gruß der Arbeiterbewegung „Freundschaft“.
Nimmerfalls Biographie wurde vom Vorsitzenden des Instituts für zukunftsweisende Geschichte, Dr. Bernhard Schoßig, sowie Urenkeln Nimmerfalls vorgestellt. Weitere Redebeiträge kamen von Dr. Martin Ecker (Münchner Volkshochschule), Klaus Schultz (Lagergemeinschaft Dachau) und Frieder Vogelsgesang (Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing).
Bei der feierlichen Anbringung des Erinnerungszeichens erklärte der Pasinger SPD-Vorsitzende Raoul Koether: „Wir gedenken unseres Genossen Hans Nimmerfall, eines mutigen Sozialdemokraten, der sein Leben dem Kampf für soziale Gerechtigkeit und Demokratie widmete. Nimmerfall stand für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiter und setzte sich unermüdlich gegen die Ausbeutung und Ungerechtigkeit ein. Seine unbeugsame Haltung gegen den aufkommenden Faschismus kostete ihn das Leben – und doch lebt sein Vermächtnis weiter. In einer Zeit, in der rechte Kräfte, wie die AfD, erneut versuchen, unsere Demokratie zu destabilisieren, erinnert uns Nimmerfalls Schicksal daran, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus eine dauerhafte Aufgabe bleibt. Die SPD steht fest in der Tradition des antifaschistischen Widerstands, und auch heute müssen wir mit gleicher Entschlossenheit für unsere Werte eintreten. Es ist unsere Aufgabe, das Vermächtnis von Nimmerfall zu bewahren und die Demokratie, für die er kämpfte, zu schützen und zu stärken. Das heute aufgestellte Erinnerungszeichen mahnt uns, dass unsere Freiheit und unsere Gerechtigkeit jeden Tag aufs Neue verteidigt werden müssen. Erinnern heißt kämpfen."