Am 24. Januar beginnt die Tarifrunde im öffentlichen Dienst. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fordert 10,5% Lohnsteigerung, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat, die höchsten Lohnforderungen seit 1974. Anlass genug für die Pasinger SPD sich über die Arbeitsbedingungen der Krankenschwestern, Erzieher, Busfahrerinnen und Kraftwerker zu informieren. Sinan Öztürk, stellvertretender Bezirksleiter von ver.di Bayern, war dazu zu Besuch in Pasing: „Bis 2030 werden eine Million Fachkräfte im öffentlichen Dienst fehlen, der das Rückgrat unserer Daseinsvorsorge ist. Immer weniger Menschen entscheiden sich für einen Job in den systemrelevanten Berufen, die unser tägliches Leben organisieren, egal ob im Krankenhaus oder der Müllabfuhr. Deshalb müssen wir die Einkommenssituation und die Arbeitsbedingungen verbessern, sonst steuern wir auf ein riesiges Problem zu, gerade in einer teuren Stadt wie München. In Bayern liegt die Inflationsrate mit 9,2% höher als in 14 anderen Bundesländern, die Maßnahmen der Bundesregierung, wie die Strom- und Gaspreisbremse helfen zwar, aber für die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst, die die Grundversorgung unserer Gesellschaft sicherstellen, muss einfach mehr drin sein.“
Alexander Parasidis, Betriebsrat bei den Stadtwerken, erläutert das mit einem konkreten Beispiel: „Das Einstiegsgehalt eines U-Bahnfahrers in München liegt bei 2.558 Euro, mit der hart erkämpften München-Zulage von 270 Euro kommt man auf etwas mehr als 2.800 Euro brutto. Nach Steuern und Miete bleibt da kaum noch etwas zum Leben übrig. Deshalb ist die Forderung von ver.di richtig und wir werden sie notfalls auch mit Streiks durchsetzen.“ Angelica Hagenstein, langjährige Vorsitzende des Gesamtpersonalrats bei der Münchner Stadtverwaltung, ergänzt: „Bei uns fehlen an allen Ecken und Enden Fachkräfte. Bereits heute sind in München ca. 600 Stellen für Erzieherinnen und Erzieher unbesetzt. Sollte es tatsächlich zu Streiks im öffentlichen Dienst kommen, ist das zwar kurzfristig unbequem für die Bürgerinnen und Bürger, aber letztendlich geht es um die Frage, bleibt die KiTa ein paar Stunden oder Tage wegen eines Arbeitskampfes geschlossen, oder wird es in Zukunft gar keine KiTa mehr geben, weil dort niemand mehr arbeiten will!“
Der Vorsitzende der Pasinger SPD und Mitglied im Münchner Stadtvorstand, Raoul Koether, unterstützt daher die Tarifforderungen von ver.di: „Wir wollen eine starke Stadt, in der die Grundversorgung der Münchnerinnen und Münchner nicht zum Spielball von Profitinteressen wird. Dafür brauchen wir einen leistungsfähigen und krisenresistenten öffentlichen Dienst und dafür müssen die Arbeitnehmer gut bezahlt werden und gute Arbeitsbedingungen haben. München muss eine Stadt bleiben, in der Pflegekräfte, Rettungskräfte oder Feuerwehrleute und ihre Familien nicht nur arbeiten, sondern auch gut leben können. Deshalb reicht es nicht vom Balkon zu klatschen, sondern wir müssen uns jetzt mit den Menschen die uns, bis an die Grenzen ihrer Kraft, durch die Pandemie gebracht haben, solidarisch zeigen!“